Studenten auf der Oriental Parade in Wellington

LL.M Studium in Neuseeland
Ein Erfahrungsbericht:

Julia hat ihren Master of Laws (LL.M) an der Victoria University of Wellington begonnen. Wie ihr das Jurastudium gefällt, wie sie es finanziert hat und wie es sich von ihrem Staatsexamen in Deutschland unterscheidet, erzählt sie im Interview. Die Jurafakultät der Universität zählt zu den Top 50 der Welt und bietet Studenten die Möglichkeit, ein Praktikum zu integrieren. Dank des GOstralia!-GOmerica! LL.M. Stipendiums hat Julia 6.000 NZD gespart. Das Stipendium wird regelmäßig angeboten. 

Hallo Julia, das erste Semester deines Master of Laws (LL.M.) Studiums an der University of Wellington (VUW) in Neuseeland neigt sich dem Ende zu. Wie gefällt es dir bisher?

Einiges ist anders, als ich es erwartet hatte. Dennoch gefällt es mir gut. Wellington ist eine sehr schöne und lebenswerte Stadt und auch mit der Uni bin ich zum größten Teil zufrieden.
 

Wieso hast du dich für ein LL.M. Studium in Neuseeland entschieden?

Es ging mir zum einen um die persönliche Erfahrung und zum anderen auch darum, meine juristischen Kenntnisse zu erweitern. Da ich schon im ersten Staatsexamen meinen Schwerpunkt im internationalen Recht gelegt hatte, ist der LL.M für mich eine gute Möglichkeit, mich weiter auf diesen Rechtsbereich zu konzentrieren. Obwohl ich hier einen General LL.M mache, habe ich das Glück einige Kurse mit internationalen Bezügen besuchen zu können. Vor dem Beginn meines LL.M-Studiums war ich noch nicht für längere Zeit im Ausland. Ich sehe dies als eine Chance, Auslandserfahrung zu sammeln und meine Englisch-Kenntnisse zu verbessern. Ich habe mich bewusst für Neuseeland entschieden, da ich mich das komplette Jahr auf das neue Land einlassen wollte und nicht versucht werden wollte, gelegentlich nach Hause zu fliegen.
 

Das aktuelle QS World Universities Ranking by Subjects 2018 platziert die VUW im Studienbereich Law auf Platz 38 weltweit. War das einer der Gründe, warum du dich für diese Universität entschieden hast? Welche anderen Gründe haben für die VUW gesprochen?

Wie schon gesagt, war bei der Wahl der Uni für mich auch das Land entscheidend. Ich wollte definitiv in ein englischsprachiges Land. Europa war mir nicht weit genug weg und USA schied wegen der hohen Studiengebühren aus. So bin ich schließlich in Neuseeland gelandet. Hier standen die VUW und die University of Auckland zur Auswahl. Letztlich habe ich mich aus mehreren Gründen für die VUW entschieden. Wellington schien mir die sympathischere Stadt und die Studiengebühren waren etwas geringer als in Auckland. Außerdem gefiel mir das Kursangebot. Da man ohnehin nicht alle Eventualitäten vorhersehen kann, war es letztlich eine Bauchentscheidung. Was ich damals noch nicht wusste, was aber definitiv für die VUW spricht, ist die Möglichkeit für internationale LL.M Studenten, ein Praktikum als Teil des LL.M zu machen. Man bekommt hierfür 20 Punkte von 120 nötigen Punkten im Rahmen des LL.M. Das Praktikum wird einmal jährlich angeboten und ich habe es in meinem ersten Trimester gemacht.
 

Der Master of Laws wird in vier unterschiedlichen Möglichkeiten angeboten: LL.M by coursework, LL.M by thesis, LL.M by by dissertation and coursework oder LL.M by research portfolio. Studiendauer und Kosten sind bei allen Programmen gleich, lediglich das Verhältnis der Anteile von Forschung und Studium ist unterschiedlich. Für welche Variante hast du dich entschieden und warum?

Ich habe mich für den LL.M by coursework entschieden. Die Gründe dafür waren einmal die Möglichkeit, verschiedene Fächer zu belegen und damit etwas mehr Abwechslung zu haben. Außerdem erhoffte ich mir von den Kursen auch mehr Kommunikation und Diskussion, wovon ich mir mehr Kontakt zu anderen Studenten und auch die Verbesserung meines mündlichen Englisch versprochen habe.
 

Wellington, die Hauptstadt Neuseelands, ist politisches und kulturelles Zentrum des Landes. Die juristische Fakultät selbst ist in einem historisch wichtigen Gebäude untergebracht, dem Old Government Building in direkter Nachbarschaft zu den Gerichten und dem Parlament. Sicher ein Vorteil für Studenten, oder?

Im Rahmen meines Studiums habe ich bisher noch keine direkten Auswirkungen der räumlichen Nähe zu den Regierungsgebäuden gespürt. Dennoch ist die Lage wirklich sehr schön.
 

Du hast bereits in Deutschland an einem International Moot Court mitgemacht. Hast du auch schon in Neuseeland an solchen Wettbewerben teilgenommen oder nutzt du andere Angebote der Weiterbildung und zum Netzwerken der VUW?

Moot Courts sind hier recht populär. Bisher hatte ich aber noch nicht die Möglichkeit, hier an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen. Gute Unterstützung-Angebote gibt es hier von „student learning“ und dem „career service“. Bei „student learning“ habe ich vor der Abgabe meines ersten Papers einen Termin gemacht, weil ich Feedback haben wollte, bevor ich es einreiche. Dies war durchaus hilfreich. Der „career service“ hat mir sehr mit der Bewerbung zu einem Praktikum außerhalb meines LL.M Studiums geholfen. Neben dem Anschreiben habe ich dadurch besonders meinen CV verbessert und auf neuseeländische Standards angepasst.
 

Die Lehre in Neuseeland ist bekannt für den hohen Praxis Anteil in den Kursen. Wie kann man sich das vorstellen? Wie läuft der Unterricht im Vergleich zum deutschen Jurastudium ab?

Der Unterricht und auch die Ermittlung der Noten sind tatsächlich sehr anders als in Deutschland. Die Gruppen sind viel kleiner (in einem meiner Kurse waren wir tatsächlich nur vier Studenten) und es wird Wert auf mündliche Beteiligung und Diskussion des behandelten Stoffes gelegt. Es gibt hier sogar mündliche Noten, die dann in die Endnote einfließen. Das kannte ich bisher nur aus der Schule. Es gibt auch keine Klausuren. Stattdessen schreibt man meist ein oder zwei Seminaraufsätze für jedes Fach (je nach Umfang) und hält dann eine Präsentation vor den anderen Studenten und dem Dozenten darüber. Präsentationen kannte ich aus dem deutschen Jura-Studium überhaupt nicht. Am Ende des Kurses schreibt man dann einen finalen Aufsatz, der einen großen Teil der Endnote ausmacht.
 

Wie groß und wie international ist der Studiengang? Wie viele Studenten studieren aktuell mit dir im LL.M Programm des Abschlussjahrganges 2019?

Mit mir im Juli 2018 haben vier andere internationale Studenten den LL.M begonnen. Wie viele LL.M-Studenten es insgesamt gibt, kann ich leider schwer einschätzen, da es so viele unterschiedliche Wege gibt, den LL.M zu machen und ich nicht alle LL.M Studenten kenne.
 

Wie finanzierst du dir das Studium in Neuseeland?

Ich habe lange gespart und vor dem Beginn des LL.M anderthalb Jahre Vollzeit in Deutschland gearbeitet. Hier in Neuseeland habe ich auch einen Nebenjob in der Gastronomie. Das würde jedoch nicht genügen, um den Lebensunterhalt hier zu finanzieren.
 

Was nimmst du dir für das kommende Semester und deinen Abschluss vor?

Im Sommer-Trimester werden kaum Kurse angeboten und nachdem ich mein großes Paper geschrieben habe, werde ich etwas reisen. Darauf freue ich mich sehr, da ich bisher leider noch nicht die Möglichkeit hatte, viel von Neuseeland zu sehen. In meinem letzten Trimester möchte ich versuchen, effektiv für die Kurse zu arbeiten, damit dann auch noch etwas Zeit für andere Aktivitäten bleibt, bevor das Jahr schon zu Ende geht.
 

Wie sehen deine Pläne nach dem Studium aus?

Ich habe noch keine ganz konkreten Pläne und auch noch keinen Rückflug gebucht. Je nachdem, wie viel ich bis dahin vom Land gesehen haben werde, werde ich noch etwas bleiben oder ziemlich direkt zurückfliegen. Danach werde ich vermutlich mein Referendariat in Deutschland beginnen.
 

Und abschließend: Welchen Tipp gibst du zukünftigen Studenten mit auf den Weg?

Ich habe meinen LL.M in Trimester 2/2018 begonnen. Dies ist durchaus möglich, birgt aber einige Nachteile, die mir nicht bewusst waren. Wie schon gesagt, werden in Trimester 3 (Sommer-Trimester) kaum Kurse angeboten. Beginnt man also in Trimester 1, hat man die Möglichkeit das Programm in zwei Trimestern zu absolvieren. Für mich ist es letztendlich nicht schlimm, da ich den Sommer zum Reisen nutzen werde. Wenn ich im nächsten Jahr fertig werde, wird es auch keine Graduation-Zeremonie geben. Die nächste würde erst wieder im Dezember stattfinden, da werde ich aber wahrscheinlich nicht mehr in Neuseeland sein. Ein Kurs, der mich interessiert hätte, wurde über zwei Trimester (1 und 2) angeboten, sodass ich ihn leider nicht besuchen konnte, da ich in Trimester 1 noch nicht hier war und nächstes Jahr in Trimester 2 meinen LL.M schon abgeschlossen haben werde. Außerdem muss ich leider Versicherung und andere Gebühren an die Uni doppelt zahlen – einmal für 2018 und einmal für 2019. Das finde ich etwas ärgerlich, da mein Programm ja auch nur ein Jahr dauert. Insgesamt ist es somit besser, den LL.M zu Trimester 1 zu beginnen. Wenn es aber zeitlich nicht anders passt, ist durchaus auch der Beginn in Trimester 2 möglich.

LL.M. in Neuseeland

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