Interview mit Jannick über sein Studium an der University of Otago

24.04.2020

Interview mit Jannik: Ein Jahr in Neuseeland an der University of Otago in Dunedin

Jannick erzählt im Interview, wie er das Studieren am anderen Ende der Welt erlebt hat, was er anderen Studenten mit auf dem Weg gibt und wieso er den Rückweg lieber mit dem Schiff und der transsibirischen Eisenbahn beschritten hat als mit dem Flugzeug. Im letzten Jahr hat Studienberaterin Sonja die neuseeländischen Universitäten besucht und dabei auch GOzealand! Student Jannick an der University of Otago getroffen. Jannick hat sein Auslandsjahr in Neuseeland nun beendet und erzählt uns im Interview, was er alles erlebt hat.

Hallo Jannick, dein Auslandsjahr an der University of Otago hast du erfolgreich abgeschlossen. Wie hat es dir gefallen?

Gut hat es mir gefallen.
 

Du bist gleich für zwei Semester nach Neuseeland gegangen. Warum hast du dich für ein Jahr statt des klassischen Semesters entschieden?

Als Umweltwissenschaftler fand ich, dass es den weiten Flug und die damit verbundenen CO2-Emissionen nicht wert gewesen wäre, wenn ich nur für ein halbes Jahr geblieben wäre. Außerdem habe ich vor Antritt meines Auslandsjahres von einem dreijährigen zu einem vierjährigen Studiengang gewechselt, in dem ein komplettes Jahr im Ausland verpflichtend ist.
 

Du hast verschiedene Kurse an der Universität studiert, u.a. Kurse zur neuseeländischen Natur (Ecology and Conservation of Diversity und Global Marine Systems) und auch Maori Kurse (z.B. Waiata: Te Timatanga). Die University of Otago ist bekannt für den hohen Praxis Anteil in den Kursen. Wie kann man sich das vorstellen? Wie lief der Unterricht ab?

Beide naturwissenschaftlichen Kurse hatten jeweils einen Labortag pro Woche. In der Zeit haben wir in Ecology zum Beispiel eigene Experimente mit lebenden Tieren durchgeführt. Eine Mitbewohnerin von mir hat sogar einmal Tests an Mäusen unternommen. Allerdings ist in manchen Wochen der Labortag auch durch eine Exkursion ersetzt worden. In Global Marine Systems sind wir dann zum Beispiel mit dem unieigenen Forschungsschiff hinaus auf das Meer gefahren um Planktonproben zu sammeln. Der Maori-Performing Arts Kurs (oder Waiata: Te Timatanga) zählt übrigens zu meinen persönlichen Favoriten. Ich hatte das Glück fachunspezifische Module belegen zu dürfen. Da ich mich generell sehr für die indigene Kultur interessiert habe war es eine wunderbare Erfahrung und große Ehre die traditionellen Gesänge der Maori, sowie einen Haka (Kriegstanz) lernen und auch aufführen zu dürfen.
 

Hattest du auch andere Berührungspunkte mit der Maori Kultur?

Ja, ich habe im Laufe der zwei Semester mit zwei Maori zusammen wohnen dürfen. Das war eine zusätzliche, private sehr interessante Erfahrung. Außerdem habe ich an einigen Events der Te Roopu Maori, der Maori Studenteninitiative, wie zum Beispiel an einem Te Reo Sprachkurs teilgenommen.
 

Du warst im Tramping Club der Uni. Welche Ausflüge wurden darüber organisiert? Welche Aktivitäten hat der Club im letzten Semester angeboten?

Im letzten Semester hat der Club nicht allzu viel angeboten. Es gab einen Bushball in der Nähe von Wanaka, wo zuerst der Berg mit Bierfässern erklommen wurde und anschließend in der Hütte gefeiert wurde, sowie eine Tour zur Westküste der Südinsel. Ich habe an beiden Ausflügen nicht teilgenommen, da ich bereits etwas mit Freunden geplant hatte. Im ersten Semester habe ich mehr mit dem Tramping Club unternommen. Da bin ich mit auf Wochenendtrips nach Fjordland und Makaroa gefahren. Der Tramping Club ist besonders unter internationalen Studierenden sehr beliebt. Vor allem im ersten Semester ist die Nachfrage häufig so groß, dass manchmal nur jedes dritte Clubmitglied überhaupt die Chance erhält auf einen Trip mitzukommen.
 

Du hast in den Uniflats, dem Studentenwohnheim der Universität, gewohnt. Wie hast du das organisiert und wo bist du untergekommen? Hattest du es weit zur Uni?

Uniflats sind nicht wirklich Studentenwohnheime. Vielmehr sind das Einfamilienhäuser, die der Uni gehören und vor allem an ausländische Studierende vermietet werden. Es gibt noch Colleges, die kommen den deutschen Studentenwohnheimen schon näher. Allerdings besitzt dort jeder Student nur ein Zimmer ohne Küchenzugang. Gegessen wird jeden Tag gemeinsam zu geregelten Zeiten in der collegeeigenen Kantine. Das war der Hauptgrund für mich in eine Uniflat zu ziehen. Ich liebe es selbst zu kochen. Die Organisation war übrigens ganz einfach. Über die Webseite der Uni konnte ich mich bereits Monate im Voraus bewerben und habe dann auch frühzeitig meine Zusage bekommen. Einige meiner Freunde in Dunedin haben sich vor Ort eine eigene private WG gesucht, dafür hatte ich allerdings keine Zeit, da zwischen meiner letzten Klausur in Deutschland und dem neuseeländischen Semesterstart nur vier Tage lagen. Uniflats liegen generell sehr nah am oder sogar auf dem Campus, sodass es für mich nie länger als zehn Minuten gedauert hat um zu Fuß zu meinen Vorlesungen zu kommen.
 

Hattest du auch Kontakt mit den Neuseeländern?

Natürlich hatte ich auch Kontakt zu den Neuseeländern. Bis auf meine Maori Mitbewohner hatte ich im ersten Semester allerdings hauptsächlich mit amerikanischen Austauschstudenten zu tun (die Mehrheit ausländischer Studierender in Dunedin kommt aus den USA). Erst im zweiten Semester habe ich besonders durch meine Kurswahl mehr Kontakt zu Neuseeländern und Europäern aufgebaut, woraus sich dann auch sehr gute Freundschaften entwickelt haben.
 

Und abschließend: Welchen Tipp gibst du zukünftigen Studierenden mit auf den Weg?

Wenn es euch diese Mühen und Kosten wert sind, ist Neuseeland das perfekte Land für einen Auslandsaufenthalt im Studium. In Zeiten des globalen Klimawandels gehören Langstreckenflüge, wie die nach Neuseeland zu den größten Umweltsünden, die ihr begehen könnt. Klar, das klingt jetzt etwas heuchlerisch von jemandem, der gerade selbst ein Jahr am Ende der Welt verbracht hat. Ich gebe zu, dass der Hinflug auch trotz CO2-Kompensation durch Atmosfair zu den schlimmsten Dingen gehört, die ich jemals getan habe. Meine Rückreise habe ich dafür aber klimafreundlicher als Passagier auf einem Containerschiff und in einem Abteil der transsibirischen Eisenbahn verbracht.